Hier finden Sie den zweiten Teil der AUVA-Infos und Praxistipps für ein ergonomisches Arbeiten im Homeoffice …

(Illustration: Alegri)

Bei der Ein- bzw. Ausrichtung des Arbeitsplatzes im Homeoffice sollten einige Aspekte berücksichtigt werden, um ein möglichst ergonomisches Arbeiten zu erzielen. Nachfolgend finden Sie Erklärungen zu den einzelnen Punkten, die in der Grafik hervorgehoben sind:

Belichtungskorrektur, Zusatzbeleuchtung:

Bei der Bildschirmarbeit sollte der Hauptlichteinfall, wenn möglich, im rechten Winkel zur Blickrichtung eintreffen. Ist dies nicht möglich, wird bei einem Lichteinfall von hinten (Fenster im Rücken) Zusatzbeleuchtung und Verschattung empfohlen, um Blendeffekte und Reflexionen zu verringern. Ist die Fensterfläche direkt hinter dem Bildschirm angeordnet, bietet es sich an, diese von unten nach oben zu verschatten. Dadurch werden die Kontraste zwischen Bildschirm und Fensterfläche geringer, während der Raum selbst trotzdem ausreichend beleuchtet bleibt. Geringere Kontraste lassen das Auge langsamer ermüden. Diese Verschattung kann im Idealfall mittels Rollo oder Plissée durchgeführt werden. Die ergonomische Zielsetzung einer Kontrastverringerung wird aber auch durch den Einsatz von Klebefolien, Zeitungspapier oder Pappkarton ausreichend erfüllt.

Zeitmanagement

Während sich bei Tätigkeiten an der Arbeitsstätte der Tagesablauf mit Terminen und Arbeitsaufträgen häufig von selbst ergibt, erfordert die Tätigkeit im Homeoffice ein höheres Maß an Selbstdisziplin, da das Angebot an Ablenkungen bspw. durch familiäre Verpflichtungen o.ä. hier deutlich höher sein kann.

Vorlagen-Halter:

Umfasst Ihre Tätigkeit Arbeiten, bei denen Sie z. B. Ihre Notizen von einer Unterlage ablesen müssen, so sind diese Unterlagen idealerweise zwischen Bildschirm und Tastatur zu positionieren. Zur ergonomischen Optimierung der Körperhaltung werden hier Dokumenten- bzw. Vorlagen-Halter verwendet. Als Übergangslösung kann auch ein umgedrehter klassischer Büroordner behelfsmäßig als Vorlagen-Halter eingesetzt werden. Bei Verwendung eines Laptopständers und einer separaten Tastatur kann auch die Tastaturfläche des Laptops als Vorlagen-Halter bzw. Dokumenten-Ablagefläche genutzt werden.

 

Wird die Vorlage zwischen Tastatur und Tischkante positioniert, führt das zu ungünstigen Körperhaltungen (gekrümmter Rücken, nach vorne gestreckte Arme, evtl. überstreckte Halswirbelsäule). Dadurch können Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich sowie größere Kompressionskräfte im Bereich der Hals- und Lendenwirbelsäule entstehen. Durch die Anordnung der separaten Tastatur nahe an der Tischkante und durch die Positionierung des Bildschirms im Bereich der idealen Sehdistanz, wird eine aufrechte Haltung von Oberkörper und Kopf ermöglicht.

Separate Tastatur:

Die Bildschirmarbeitsverordnung (BS-V) erfordert eine vom Bildschirm getrennte Eingabeeinheit, sprich eine separate Tastatur. Diese Forderung erlaubt die Anordnung der Tastatur nah an der Tischkante bei gleichzeitiger Positionierung des Bildschirms im Bereich der optimalen Sehdistanz. Erst in dieser Anordnung kann eine aus ergonomischer Sicht optimale Haltung eingenommen werden.

 

Empfehlung: Wenn Sie nur einen Laptop zur Verfügung haben, sollten Sie zur Erreichung der optimalen Sitzhaltung jedenfalls eine separate Tastatur verwenden.

Armlehne:

Im Zuge der Bildschirmarbeit wird zur Steuerung und Eingabe in Programmen sehr häufig zwischen Tastatur und Maus gewechselt. Bei jedem Wechsel muss die Last des gesamten Gewichts der oberen Extremität, also von Arm und Hand, vom Schultergürtel übernommen werden. Je nach herangezogener Studie beträgt dieses Gewicht ca. 4-6% des gesamten Körpergewichts. Bei einem angenommenen Wechsel zwischen Tastatur und Maus im Schnitt alle 45-90 Sekunden, ergibt das über einen vollen 8-Stunden-Arbeitstag 320 bis 640 Wechselbewegungen. Die Häufigkeit der damit verbundenen Lastübernahmen führt dabei nicht selten zu Verspannungen in Schulter, Hals und Nacken, sowie zu Schwindel und Kopfschmerzen.

 

Abhilfe schafft hier der Einsatz einer Armlehne – im Idealfall kommt die Armlehne des Bürodrehsessels zum Einsatz, es gibt aber auch Armlehnen, die unabhängig von der verwendeten Sitzgelegenheit an der Arbeitsfläche befestigt werden können. Vorteil der Armlehne: Liegt der Ellbogen auf der Armlehne auf, entsteht ein Drehpunkt, der einen lastfreien Wechsel zwischen Tastatur und Maus ermöglicht. Die Höhe und Position der Armlehne ist dabei so zu wählen, dass der Ellbogen bei entspannter Armhaltung auf dieser aufliegt.

Büro-Drehsessel:

Ein Büro-Drehsessel ist ein Arbeitsmittel, welches sich individuell auf die ergonomischen Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anpassen lässt. Eine optimale Unterstützung kann er nur bieten, wenn er korrekt auf die jeweilige Person eingestellt ist (siehe Video-Kurzanleitung Sitzposition und Armhaltung).

 

Gemäß Bildschirmarbeitsverordnung (BS-V) dürfen Arbeitsstühle die Bewegungsfreiheit nicht einschränken und müssen ergonomisch günstige Körperhaltungen ermöglichen. Weiters müssen diese Arbeitsstühle als Drehstühle mit Rollen oder Gleitern ausgeführt und kippsicher sein. Das Untergestell muss 5 Auflagepunkte aufweisen und die Rollen müssen unbelastet schwergängig sein. Die Sitzfläche muss höhenverstellbar sein und die Rückenlehne muss eine gute Abstützung in verschiedenen Sitzhaltungen ermöglichen.

 

Diese in der Verordnung angeführten Elemente stellen jedoch nur ein Mindestmaß an Anforderungen dar. Zur optimalen, ergonomischen Unterstützung finden sich bei den meisten Bürodrehsesseln weitere Verstellmöglichkeiten bei den Elementen:

  • Sitzfläche (verstellbar in Höhe, Tiefe und Neigung)
  • Lehne (verstellbar in Höhe, Neigung, Federspannung, Lordosestütze (Höhe/Tiefe))
  • Armlehne (verstellbar in Höhe, Breite, Position vorwärts-rückwärts)
  • Kopflehne (verstellbar in Höhe und Tiefe)

Fußstütze:

Um die Durchblutung in den unteren Extremitäten nicht zu behindern, wird bei unpassenden Arbeits- bzw. Sitzhöhen die Verwendung einer Fußstütze empfohlen. Ist eine solche im Homeoffice nicht vorhanden, kann vorübergehend auch ein dickes Buch oder ein kleines Stockerl helfen. Wird der Arbeitsplatz dauerhaft für Bürotätigkeiten eingerichtet, ist die Verwendung einer „normgerechten“ Fußstütze, erhältlich bei verschiedenen Büroausstattern, anzuraten.

Mauszeiger-Geschwindigkeit:

Die Mauszeiger-Geschwindigkeit soll so gewählt werden, dass die gesamte Bildschirmbreite mit nur einer Handgelenksbewegung abgefahren werden kann. Muss die Maus für diese Bewegung mehrfach angehoben und wieder abgesetzt werden, wird zunehmend der ganze Arm angehoben und es kommt durch die Lastübernahme zu Verspannungen im Schulter-, Hals- und Nackenbereich (siehe Absatz „Armlehne“ weiter oben).

Laptop-Ständer:

Die Arbeit am Laptop oder ähnlichen digitalen Endgeräten ist im Normalfall eher für kurze Tätigkeiten gedacht. Bei der tageweisen Arbeit außerhalb der Arbeitsstätte sind diese Geräte aber meist im Dauereinsatz. Um die empfohlene Sehdistanz von 50-75 cm auch hier gewährleisten zu können, wird der Laptop auf einen Ständer oder – in der weniger eleganten Version z. B. auf Büchern – abgestellt. Um die Körperhaltung weiter zu optimieren, wird in diesem Fall die Verwendung einer separaten Tastatur notwendig.

Headset:

Gerade im Homeoffice, wo ein direkter Austausch mit Kollegen nicht möglich ist, steigt der Anteil an digitaler Konversation. Wird während des Gesprächs gleichzeitig auch die Tastatur oder Maus benutzt, führt das zu ungünstigen Positionen der Halswirbelsäule, wenn das Smartphone zwischen Schulter und Ohr eingeklemmt wird. Daher wird bei häufiger (Video-)Telefonie eine Freisprecheinrichtung oder ein Headset empfohlen.

 

Tipp: Achten Sie bei der Auswahl des Headsets auf die Art der Fixierung am Kopf, das Eigengewicht des Headsets und individuelle Bedürfnisse für den Tragekomfort.

Bewegungspausen:

Die Bildschirmarbeitsverordnung (BS-V) sieht bei Bildschirmtätigkeit alle 50 Minuten einen mind. 10-minütigen Tätigkeitswechsel vor, um eine Veränderung der Sehdistanz zu herbeizuführen. Dieser regelmäßige Sehdistanz-Wechsel trägt dazu bei, dass die Augen weniger schnell ermüden.

 

Praxistipp: Wenden Sie z. B. bei Telefonaten den Blick vom Bildschirm ab und blicken Sie durchs Fenster ins Freie. Die entsprechenden Bildschirmpausen können und sollen aber auch zur Aktivierung des ganzen Körpers herangezogen werden. Gerade im Homeoffice verringert sich durch den Wegfall des täglichen Arbeitsweges die körperliche Aktivität – diese sollte aber aus gesundheitlichen Gründen nicht gänzlich aus dem Alltag verschwinden. Stehen sie daher zwischendurch immer wieder auf und bewegen Sie sich und alle Gelenke in ihrer gesamten Bewegungsweite. Damit ist ein Teil der empfohlenen täglichen Bewegung bereits erfüllt.

Zweiter Bildschirm:

Bei der Verwendung mehrerer Bildschirme ist einer als Hauptschirm und daher gerade und direkt vor dem Anwender zu positionieren. Der oder die anderen Bildschirme sollten entweder links oder rechts davon angeordnet werden. Bei unterschiedlichen Bildschirmgrößen wird empfohlen entweder die Ober- oder die Unterkante der beiden Bildschirme aufeinander abzustimmen.

 

Werden mehrere Programme gleichzeitig und gleichwertig verwendet oder ein Programmfenster standardmäßig über mehrere Bildschirme geöffnet (Grafikprogramme, Controlling, u.a.), so kann auch die Trennlinie der Bildschirme mittig vor dem Anwender ausgerichtet werden.

Steharbeitsplatz:

Prinzipiell ist weder ein Steharbeitsplatz noch ein Sitzarbeitsplatz besser als der andere. Ergonomischen Studien zufolge führt ein langes Verharren in ein und derselben Position tendenziell zu Beschwerden. Daher ist ein häufiger Wechsel zwischen den Positionen wünschenswert.

 

Bildschirmarbeit in stehender Körperhaltung erfordert aus ergonomischer Sicht eine aufrechte Oberkörperposition und ist ohne Verwendung eines entsprechenden Stehtisches nicht empfehlenswert. Andere Tätigkeiten wie z. B. Telefonieren oder kurze Besprechungen sind vom Arbeitsplatz unabhängiger und können daher – im Stehen – jederzeit für einen Haltungswechsel im Arbeitsalltag sorgen.

 

Zusätzliche Informationen zur Einrichtung eines Bildschirmarbeitsplatzes – sowohl im Büro als auch zuhause – finden Sie im AUVA-Merkblatt M026 „Bildschirmarbeitsplätze“

(Illustration: Alegri)

> Hier geht’s zum Beitrag „Homeoffice (Teil 1)“

Homeoffice-Postkarten als Unterstützung für die Unterweisung:

Unsere kostenlosen Info-Postkarten zum Thema Homeoffice eignen sich hervorragend, um Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht nur einen persönlichen Gruß, sondern auch wichtige Infos für die Arbeit im Homeoffice zu übermitteln.

 

Bestellung:

Bei Interesse schicken Sie ein Mail an sichereswissen@auva.at [Benötigte Stückzahl je Motiv (Homeoffice 1 oder Homeoffice 2) und Firmen-Zustelladresse unbedingt angeben!] – wir lassen Ihnen die gewünschte Stückzahl gerne zukommen.

 

Weitere Infos, Videos und Beiträge zum Thema Homeoffice finden Sie auf der Übersichtsseite sichereswissen.info/homeoffice 

 

Bei Fragen zum Thema stehen Ihnen die Präventionsexpertinnen und -experten der AUVA jederzeit gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns unter sichereswissen@auva.at