Kinder haben es im Straßenverkehr schwerer als Erwachsene, den Überblick zu behalten – und selbst gesehen zu werden. Was Eltern wissen und beim Schulwegtraining beachten sollten, erfahren Sie hier!

Zu klein und unauffällig für die Welt der Großen! (Foto: R.Reichhart/AUVA)

Uns Großen fällt es leicht, im Straßenverkehr über Fahrzeuge, Mülltonnen oder Plakatständer hinweg zu erkennen, ob sich ein Fahrzeug nähert oder nicht. Kinder haben es da aufgrund ihrer Körpergröße deutlich schwerer. Sie können noch nicht über Autodächer oder andere Sichthindernisse blicken und nehmen herannahende Fahrzeuge erst viel später wahr. Umgekehrt sind Kinder aber auch für Kfz-Lenker:innen schwer erkennbar, wenn sie hinter Sichthindernissen stehen oder gehen.

 

Perspektivenwechsel

Mit ca. 1,20 Meter Körpergröße sieht die Welt ganz anders aus. Das merkt man als Erwachsene:r vor allem dann, wenn man sich auf die Augenhöhe des Kindes begibt und aus dieser Perspektive die Überquerungsstellen am Schulweg überprüft. Probieren Sie es aus! Nur so erkennen Sie, ob Ihr Kind einen guten Überblick über die jeweilige Verkehrssituation hat.

Aus der Perspektive einer erwachsenen Person .............................. und aus der eines Kindes! (Foto: lwtaf)

Gut einsehbare Überquerungsstellen wählen

Ihr Kind sollte prinzipiell die Fahrbahn nur an solchen Stellen queren, die für alle Verkehrsteilnehmer:innen gut überschaubar sind. Gute Sicht für alle bieten in der Regel Ampelregelungen, Zebrastreifen sowie Stellen mit Gehsteigvorziehungen. Überquerungen vor Kurven und Kuppen sollten gemieden, Sichthindernisse wie Container, Plakatständer, Sträucher etc. umgangen werden.

Nur an gut einsehbaren Stellen queren. (Foto: Cordas-Pernjak/AUVA)

Sichtlinie

Manchmal ist die Sicht an Überquerungsstellen und Kreuzungen durch falsch parkende Pkw oder große Fahrzeuge eingeschränkt. Hier sollen Kinder langsam zur „Sichtlinie“ vorgehen und stehen bleiben. Die Sichtlinie ist jene Stelle, an der das Kind die Fahrbahn gut in beide Richtungen einsehen kann aber selbst noch im geschützten Bereich steht. Von hier aus kann es sich auf die weitere Überquerung vorbereiten.

Langsam vorgehen bis zur Sichtlinie. (Foto: Jacqueline Godany /AUVA)

Sichtbarkeit erhöhen

Reflektierende Materialien auf Kleidung und Taschen sowie Warnwesten und -schärpen erhöhen die Sichtbarkeit Ihres Kindes enorm. Vor allem bei schlechten Witterungsbedingungen und in der Dämmerung. Kfz-Lenker:innen können damit Ihr Kind bei eingeschaltetem Licht schon aus 140 Metern wahrnehmen. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind diese Materialien – nicht nur am Schulweg – auch tatsächlich trägt.

Für mehr Sicherheit: Warnwesten erhöhen die Sichtbarkeit. (Foto: Cordas-Pernjak/AUVA)

Eingeschränktes Blickfeld

Kinder haben ein deutlich engeres Blickfeld als Erwachsene. Sie sehen eingeschränkt, wie durch Scheuklappen. Daher nehmen sie Fahrzeuge, die von der Seite kommen, erst wesentlich später wahr. Auch das Einschätzen von Entfernungen und Geschwindigkeiten fällt ihnen noch schwer – eine Fähigkeit, die beim Überqueren von Straßen jedoch sehr wichtig ist. Daher ist es für Eltern wichtig, im Rahmen des Schulwegtrainings das bewusste Schauen mit ihrem Kind zu üben.

 

Bewusstes Schauen

Dass man im Straßenverkehr „schauen“ muss, wissen Kinder schon sehr früh. Meist bewegen sie vor Überquerungen aber nur reflexartig ihren Kopf nach links und rechts, ohne bewusst auf Fahrzeuge zu achten. Beobachten Sie Ihr Kind deshalb genau, ob es diese Verhaltensweise auch zeigt. Sie können das bewusste Schauen Ihres Kindes durch Kontrollfragen fördern, z. B: Ist die Straße frei? Kommt aus dieser Richtung ein Fahrzeug? Was siehst du in der anderen Richtung? …

Mit Kindern das gezielte Schauen üben …. (Foto: Wölfl/AUVA)
............... und das mehrmals nach beiden Seiten (Foto: AUVA / Winkler)

Vor jeder Überquerung gezielt schauen

Ihr Kind muss lernen, mehrmals gezielt nach allen Seiten zu schauen, aus denen ein Fahrzeug kommen könnte, bevor es die Straße überquert. Ein kurzer Blick reicht dabei nicht aus. Kinderaugen brauchen deutlich länger, um weiter entfernte Fahrzeuge richtig zu erkennen. Das gilt auch bei Überquerungshilfen wie Ampel und Zebrastreifen. Das grüne Licht alleine darf nicht zum sofortigen Losgehen verleiten: Ihr Kind sollte vorher – mit bewusstem Schauen über die Schulter – auf mögliche abbiegende Fahrzeuge achten, die ebenfalls „Grün“ haben.

 

Im Zweifelsfall warten

Auch wenn Fahrzeuge noch weit entfernt scheinen, sollten Kinder im Zweifelsfall warten, bis die Fahrbahn frei ist oder die Autofahrer:innen angehalten haben, bevor sie die Straße überqueren. Vor dem Losgehen sollten sie noch einmal nach beiden Seiten schauen und dann zügig, ohne zu laufen, die Fahrbahn überqueren.

Erst gehen, wenn das Auto angehalten hat. (Foto: Dieter Hawlan/AdobeStock)

Bewusstes Wahrnehmen üben

Um auf besondere Situationen im Verkehr und auf das richtige Verhalten hinzuweisen, eignen sich altbewährte Spiele wie „Ich seh´, ich seh‘, was Du nicht siehst“. Diese machen den Kindern Spaß und lassen sich auf Alltagswegen im Straßenverkehr gut üben.

Weitere Blog-Beiträge zur Serie „Schulwegtraining“:

 

Bei Fragen zum Thema sicherer Schulweg steht Ihnen das Präventionsteam der AUVA jederzeit gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns unter sichereswissen@auva.at

Die Inhalte dieses Beitrags beziehen sich auf die AUVA-Broschüre „Sicher zu Fuß in die Schule – Informationen und Tipps für Eltern“, die im Rahmen des AUVA-Präventionsschwerpunkts „Komm gut an!“ entwickelt wurde. Diese Broschüre ist für Volksschulen, Kindergärten und Elternvereine kostenfrei über die AUVA bestellbar.