Foto: mohamed_hassan / pixabay

Handdesinfektion kann Leben retten. Das erkannte der österreichische Arzt Ignaz Semmelweis bereits vor mehr als 150 Jahren. Er setzte sich als Erster mit Nachdruck dafür ein, dass Ärzte und Schwestern ihre Hände sauber halten und wurde zum Vorreiter im Kampf für Hygiene und Handdesinfektion. Bis heute verdanken Millionen von Menschen ihr Leben seinen Erkenntnissen. Welchen Stellenwert Handhygiene und Handdesinfektion auch abseits der medizinischen Bereiche einnimmt, wurde durch die aktuelle Corona-Pandemie mehr als deutlich.

 

Alternative zu Wasser und Seife?

In Situationen, in denen die gründliche Reinigung der Hände mit Wasser und Seife nicht möglich ist, stellt die Verwendung eines Handdesinfektionsmittels eine gute Möglichkeit dar, die Übertragung von Keimen über die Hände zu verhindern. Doch wie steht es um die „inneren Werte“ von Handdesinfektionsmitteln? Worauf ist bei der Anwendung zu achten? Was können sie bewirken? Und welchen Informationsquellen kann man vertrauen? Hier finden Sie Antworten auf diese Fragen:

Die wirksame Grundlage nahezu aller in Österreich eingesetzter Handdesinfektionsmittel bilden die Alkohole Ethanol, Propanol (1-Propanol) und Isopropanol (2-Propanol) – entweder als Einzelsubstanzen oder Mischungen und mit Gesamtkonzentrationen im Bereich von üblicherweise >60 – 95 %. Abhängig von der Art des verwendeten Alkohols und dessen Konzentration sind die Produkte unterschiedlich wirksam. Vorsicht ist bei manchen Zusatzstoffen geboten: So sind Zusatzstoffe wie z. B. Chlorhexidin, Octenidin, Polihexanid, quaternäre Ammoniumverbindungen, 2-Phenylphenol oder Triclosan eher kritisch zu sehen, da sie die Wirksamkeit nicht nachweislich verbessern, jedoch zu Unverträglichkeiten und Allergien beim Anwender führen können. Idealerweise sind Handdesinfektionsmittel auch frei von Farb- und Duftstoffen sowie frei von problematischen Konservierungsstoffen (z.B. MI/MCI, Triethanolamin). Sind rückfettende Zusätze wie z. B. Glycerin oder Dexpanthenol enthalten, ist das aus medizinischer Sicht positiv zu bewerten.

 

Achtung!

 

Übrigens: Die bestimmungsgemäße Verwendung von alkoholischen Handdesinfektionsmitteln führt zu keiner nennenswerten Aufnahme des Alkohols in den Körper und somit zu keiner signifikanten Veränderung des Blutalkoholspiegels.

Vor der Handdesinfektion sollte Hand- und Armschmuck wenn möglich abgelegt werden. Die empfohlene Menge von 3 ml Handdesinfektionsmittel (entspricht ca. einem Teelöffel), sollte nach einem einheitlichen Schema (siehe Bilder) so verteilt werden, dass alle Bereiche der Hände benetzt sind.

Beim Einreiben des Handdesinfektionsmittels dürfen die Fingerzwischenräume, der Daumen und die Fingerspitzen nicht vernachlässigt werden. Das Desinfektionsmittel sollte so lange eingerieben werden, bis sich die Hände komplett trocken anfühlen. (Foto: lwtaf)

 

Um Krankheitserreger an der Hautoberfläche wirksam zu eliminieren, müssen alkoholhaltige Desinfektionsmittel eine bestimmte Zeit einwirken. Wie lange die erforderliche Einwirkzeit ist, hängt von der Art der Erreger ab und wird vom Hersteller vorgegeben. Im Fall von Coronaviren ist in der Regel eine Desinfektionsdauer von 15 bis 30 Sekunden ausreichend.

 

Achtung!

  • Handdesinfektionsmittel sollten nur auf trockener Haut angewandt werden, da es sonst zu einem Verdünnungseffekt kommt, der die Wirksamkeit beeinträchtigen kann.
  • Bei zusätzlicher Verwendung von Schutzhandschuhen sollten die Hände vor dem Anziehen trocken sein, da sonst Haut oder Handschuhmaterial Schaden nehmen könnten.

Im Gegensatz zum Händewaschen bleibt der Säureschutzmantel der Haut bei der Verwendung von Handdesinfektionsmitteln weitgehend intakt. Ist die Haut zusätzlichen Belastungen (z. B. langes Tragen von Handschuhen, Nassarbeit, Verwendung von Handdesinfektionsmitteln ohne rückfettende Komponenten, …) ausgesetzt, ist auf die Einhaltung zusätzlicher Hautschutz- und -pflegemaßnahmen zu achten. Idealerweise sollten Produkte verwendet werden, die frei von Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen sind, da diese Allergien auslösen können (siehe auch AUVA-Broschüre „Gesunde Haut – Auswahl von beruflichen Hautmitteln“). Im Gegensatz zu Kosmetikprodukten müssen bei Handdesinfektionsmitteln nicht alle Inhaltsstoffe angegeben werden. Das kann für Allergiker problematisch werden, da „nicht alles, was drin ist, auch draufsteht“.

Tritt beim Handdesinfizieren ein brennendes Gefühl auf, weist das auf eine bereits geschädigte Haut hin. In diesem Fall sollten zur Pflege verstärkt rückfettende Handcremen verwendet werden.

 

Achtung!

  • Flächendesinfektionsmittel sind aufgrund ihrer Inhaltsstoffe nicht zur Handdesinfektion geeignet!

Desinfektionsmittel haben verschiedene Wirkspektren. Zur Inaktivierung des neuartigen SARS-CoV-2-Virus eignen sich sämtliche Desinfektionsmittel mit „begrenzt viruzider“ Wirksamkeit. Produkte mit dem Wirkspektrum „begrenzt viruzid PLUS“ und „viruzid“ können ebenfalls verwendet werden.

Grafik: lwtaf

Expertenlisten mit Bewertungen unterschiedlicher Handdesinfektionsmittel finden Sie unter:

 

Informationen über geprüfte Wirksamkeiten, arbeitsschutz- und umweltschutzrelevante Eigenschaften von Desinfektionsmitteln und deren Inhaltsstoffe, sowie Hinweise über geeignete Produkte für schwangere Arbeitnehmerinnen liefern die Wiener Desinfektionsmitteldatenbank unter

bzw. der Erlass des zentralen Arbeitsinspektorates „Händedesinfektion und Beschäftigungsverbot gemäß § 4 (2) Z 4 Mutterschutzgesetz“

Achten Sie bei der Handdesinfektion darauf, welche Desinfektionsmittel mit welchen Inhaltsstoffen Sie verwenden und vergessen Sie nicht auf die Hautpflege!

 

Für weitere Fragen zum Thema stehen Ihnen die Arbeitsmedizinerinnen und Arbeitsmediziner der AUVA gerne zur Verfügung! Kontaktieren Sie uns unter sichereswissen@auva.at

(Beitrag erschienen am 28.04.2020)