Kindergartenausflug: Beim Durchzählen der Kinder am Bahnsteig fällt sofort auf: ein Kind fehlt! Schnell wird klar, dass es in der U-Bahn zurückgeblieben ist. Was Betreuungspersonen in solch einer Ausnahmesituation am besten machen können, haben wir am Beispiel der Wiener Linien zusammengefasst.

(Foto: Wiener Linien - Zinner)

Es ist ein Albtraum für jede Betreuungsperson: Beim Ausflug mit der Kindergruppe bleibt ein Kind in der U-Bahn zurück – Sofort macht sich ein Gefühl von Panik bemerkbar. Eine Situation, die sich niemand wünscht! Trotzdem heißt es Ruhe bewahren. Was ist in solch einer Situation zu tun? Wo und an wen soll man sich wenden? Wer im Vorfeld eine Checkliste erstellt, alle Rufnummern auf einer Notfallkarte parat hat, und auch die Kinder entsprechend informiert, kann sich gut auf den Ernstfall vorbereiten. Sollte dieser eintreten, ist im Falle der Wiener Linien wie folgt vorzugehen:

  1. Ruhe bewahren und sich mit der Kindergruppe am Bahnsteig so platzieren, dass die Kinder in Sicherheit sind und die Aufsichtspflicht weiterhin gewährleistet ist.
  2. Notsprechstelle aktivieren: Wenn der Notruf am Bahnsteig betätigt wird, weiß die Leitstelle, wo Sie sind. Sie können somit gleich den Notfall schildern: Was ist passiert? Name, Geschlecht und Alter des Kindes? Optisches Erkennungsmerkmal (z. B. Kleidung) des Kindes? … Nach erfolgter Auskunft über die Notsprechstelle werden von den Wiener Linien unverzüglich weitere Schritte veranlasst. Über Funk wird der jeweilige U-Bahn Fahrer verständigt, der auch das Kind in der nächstmöglichen Station entgegennimmt. Während der Fahrt wird zudem eine Durchsage getätigt, damit das Kind in der U-Bahn nicht in Panik gerät. Dasselbe Vorgehen gilt auch, wenn das Kind am Bahnsteig zurückbleibt und die Betreuungsperson in der U-Bahn ist. In diesem Fall werden durch das Betätigen der Notsprechstelle in der U-Bahn weitere Schritte veranlasst.
  3. Weitere Schritte mit dem Leitstellenbeamten vereinbaren. In Absprache mit der Betreuungsperson wird das Kind entweder von der betriebseigenen Funkstreife in der Endstation abgeholt und zur Gruppe zurückgebracht. Eine weitere Möglichkeit könnte sein, dass die Polizei das Kind abholt und zur Gruppe oder direkt zum Kindergarten bringt – diese Details werden zwischen dem Leitstellenbeamten und der Betreuungsperson vereinbart.
  4. Rückweg zum Kindergarten antreten – Nachdem vereinbart wurde, dass das Kind in Sicherheit ist und von der Funkstreife bzw. der Polizei in den Kindergarten zurückgebracht wird, machen sich die Betreuungspersonen gemeinsam mit der Kindergruppe auf den Weg in den Kindergarten. Wurde vereinbart, dass das Kind zur Gruppe zurückgebracht wird, wartet diese am vereinbarten Treffpunkt.
  5. Die Eltern des betroffenen Kindes so schnell wie möglich über den Vorfall informieren. Geben Sie den Eltern Bescheid, dass das Kind in Sicherheit ist. Empfehlenswert ist auch, dass die Eltern das Kind wenn möglich frühzeitig vom Kindergarten abholen.
  6. Gemeinsame Aufarbeitung mit dem betroffenen Kind und der Gruppe – Um die Situation mit den anderen Kindern aufzuarbeiten, empfiehlt es sich, gemeinsam in der Gruppe über den Vorfall zu sprechen und die Verhaltensregeln für solche Situationen erneut mit den Kindern durchzugehen. Je nach Situation und Reaktion des betroffenen Kindes können auch Einzelaufarbeitungen notwendig sein.
(Foto: burningwell / pixabay)

Straßenbahn und Bus

  • Bleibt ein Kind an einer Straßenbahn-Haltestelle zurück, kann man über die Notsprechstelle den Fahrer verständigen.
  • Ist jedoch das Kind alleine in der Straßenbahn zurückgeblieben, sollte die Betreuungsperson die Betriebsleitstelle der Wiener Linien unter 01/7909/181 anrufen, von der weitere Schritte veranlasst werden.
  • Die gleiche Vorgangsweise gilt auch, wenn man einen Bus benutzt. Jedoch gibt es im Bus keine Notsprechstelle, hier muss man direkt zum Busfahrer nach vorne gehen. Wenn das Kind im Bus zurückgeblieben ist, wählt man wieder die Rufnummer der Wiener Linien 01/7909/181.

 

AUVA-Tipps und Empfehlungen …

 … zur Situationsklärung und Verarbeitung im Team …

Eine gemeinsame Aufarbeitung im Team und darüber zu sprechen, ist für die Bewältigung dieser Erfahrung sehr hilfreich.

  • Teamwork: Fragen wie z. B. Wie kann man Ausflüge noch sicherer / überschaubarer gestalten? Wie handhaben die KollegInnen die Organisation und Sicherheit am Ausflug? …
  • Einheitliches Wording und einheitliches Bild vermitteln: Um Gerüchte und falsche Informationen innerhalb des Kindergartens zu vermeiden, sollte im Team ein gemeinsames Wording für den Vorfall gefunden werden.

… und für das Vorgehen zukünftiger Ausflüge:

  • Ausflüge gut und sicher vorbereiten: Im Vorfeld den Anfahrtsweg und das Ausflugsziel gründlich recherchieren. Idealerweise gibt es eine eigene Checkliste, wie bei Ausflügen vorzugehen ist.
  • Warnwesten tragen dazu bei, dass Kinder sichtbarer sind und so schneller erkannt werden können (wenn es z. B. zu einem Gedränge in der U-Bahn kommt). Empfehlung: Die Warnwesten können mit einer Visitenkarte des Kindergartens versehen werden, oder Sie können Name und Telefonnummer des Kindergartens auf den Rücken der Warnwesten schreiben.
  • Grundsätzlich gilt: je mehr Begleitpersonen, desto besser! Wenn es die Personalressourcen zulassen, ist es sinnvoll das Begleitpersonal für Ausflüge aufzustocken.
  • Notfallnummern-Liste aktuell und griffbereit halten und mit weiteren Nummern, z. B. von den Wiener Linien bzw. lokalen Verkehrsbetrieben ergänzen.
  • Teilnahme am Vortrag der Wiener Linien zum Thema „Sicherheitsvortrag für Elementarpädagogen“ (Infos dazu erhalten Sie unter Praevention@wienerlinien.at)
  • Während des Ausfluges:
    • Die Kinder regelmäßig und in kurzen Abständen zählen.
    • Die Kinder rechtzeitig, laut und deutlich auf das Aussteigen vorbereiten.

 

Für die Vorgangsweise und Notfallnummern in anderen Bundesländern kontaktieren Sie bitte direkt den jeweiligen lokalen Verkehrsbetreiber.

Bei Fragen zur Sicherheit und Gesundheit im Kindergarten stehen Ihnen die Präventionsexpertinnen und -experten der AUVA gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns unter sichereswissen@auva.at