Auch wenn es bis zum Winter noch ein wenig dauert, tauchen bereits jetzt Fragen auf, mit welchen Innenraum-Lüftungskonzepten die kalte Jahreszeit vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen am besten bewältigt werden kann.

(Foto: lwdsa)

Gegenwärtig werden zahlreiche Maßnahmen und Technologien angeboten, wobei es für den:die Anwender:in oft schwierig ist, unter den überzeugend klingenden Verkaufsargumenten eine tatsächlich seriöse und für den jeweiligen Einsatzzweck passende Lösung zu finden. Welche Möglichkeiten bestehen, um die Raumluft möglichst virenfrei zu halten, und welche Vor- bzw. Nachteile die einzelnen Möglichkeiten mit sich bringen, haben wir hier für Sie zusammengefasst:

 

Raumlufttechnische Anlagen (RLT)

Raumlufttechnische Anlagen (RLT) sind Geräte zur technischen (mechanischen) Lüftung von Innenräumen. Filter spielen hier oft eine sehr zentrale Rolle. Die angesaugte Luft wird zuerst gefiltert, bevor die Räume damit versorgt werden. Die abgesaugte Raumluft wird entweder nach außen geleitet oder ebenfalls gefiltert, bevor sie wieder zurückgeführt wird. Grundsätzlich ist eine sorgfältig geplante, installierte und gewartete RLT Anlage die effektivste Form der Raumlüftung. Diese Anlagen sind jedoch meist sehr kostenintensiv und auch nicht überall einfach nachrüstbar. Zum Teil sind sie sehr groß und benötigen ein ausgeklügeltes Luftleitungssystem, um alle Räume ausreichend versorgen zu können. Auch technisch sind sie teilweise sehr komplex: Neben der Filterung der Zuluft können – abhängig von der Art der Anlage – oft auch Temperatur und Luftfeuchte mitgeregelt werden.

 

Vorteile Nachteile
Zuverlässige Steuerung, individuell regelbar hohe Investitions- und Erhaltungskosten
Leiser Betrieb Nicht einfach nachrüstbar
Kontrollierter Luftaustausch (CO2-Senkung) Zusätzlicher Wartungsaufwand

 

Natürliche Lüftung (über Fenster und Türen)

Die natürliche Lüftung erfolgt über das Öffnen von Fenstern und Türen, als Stoßlüftung, Querlüftung oder Kipplüftung. Diese Arten der Lüftung müssen regelmäßig und lange genug durchgeführt werden. Im Winter ist die erforderliche Dauer kürzer als im Sommer, weil im Winter durch den größeren Temperaturunterschied zwischen Innenraum- und Außentemperatur der Luftwechsel schneller erfolgt. Um einen raschen Luftwechsel zu erzielen, eignen sich am besten die Stoß- oder Querlüftung.

Lüftungsarten (Grafik: lwtaf)
Lüftungsarten (Grafik: lwtaf)

Die Dauer der Stoßlüftung ist von der Raumgröße, den anwesenden Personen im Innenraum, und der Anordnung der Fenster / Türen abhängig. Besteht die Möglichkeit, zwischen zwei gegenüberliegenden Fenstern (oder einem Fenster und einer Tür) zu lüften, erfolgt der Luftaustausch schneller. Da der Mensch nicht zwischen frischer und virenbelasteter Luft unterscheiden kann, müssen die Fenster in regelmäßigen Abständen geöffnet werden. (Hilfestellung bietet z. B. der Lüftungsrechner der BG Bau)

 

Vorteile Nachteile
Einfache Maßnahme Reduktion der Raumtemperatur (Energieverlust im Winter)
Keine Kosten Regelmäßigkeit ist vom Nutzer abhängig
Kein kontrollierter Luftaustausch
Keine Aufbereitung der Außenluft (Filter, Temperatur, Feuchte, Zugluft)

 

CO2-Sensoren (“Lüftungsampeln”, “CO2-Ampeln”, “CO2-Messgeräte” …)

Auch CO2-Sensoren haben in den letzten Monaten vermehrt Aufmerksamkeit bekommen. Diese werden als „Hilfsmittel“ herangezogen, um eine Aussage über die Luftqualität treffen zu können. Diese Sensoren sind sehr anwenderfreundlich und können das richtige Lüften unterstützen. Bei jedem Ausatmen atmen wir CO2 und Aerosolpartikel, in denen Viren enthalten sein können, aus – beim Schreien und Singen mehr als beim Reden, am wenigsten beim ruhigen Atmen. Ist in einem Raum viel CO2 vorhanden, ist auch davon auszugehen, dass die Anzahl an Aerosolpartikeln in diesem Raum hoch ist. Hält man den CO2-Wert im Innenraum niedrig, sinkt somit auch die Gefahr einer Tröpfcheninfektion. Der CO2-Wert selbst ist allerdings nur ein Indikator für die Luftqualität im Raum – um die Virenbelastung tatsächlich zu verringern, braucht es eine weitere Maßnahme, wie z. B. Stoßlüften.

 

Vorteile Nachteile
Kostengünstige Anschaffung Hilfsmittel zur Messung der Luftqualität
Einfache Erinnerungsmethode (z. B. optisches, akustisches Signal) Bei erhöhten CO2-Werten weitere Maßnahme nötig
auch mobil einsetzbar
Oftmals Zusatzfunktionen wie Anzeige der Temperatur und Luftfeuchtigkeit

Luftreiniger (Filterreinigung)

Die Luftreinigung mittels mechanischem Filter ist eine bewährte Technologie in der Raumlufttechnik. Bei Raumluftreinigern wird diese Filtertechnologie zusammen mit einem Ventilator in einem Kompaktgerät zusammengeführt. Das bedeutet, dass Raumluft angesaugt, mechanisch gefiltert und wieder an den Raum abgegeben wird. Zu beachten ist dabei, wie viel Luftvolumen (in m³) gereinigt werden soll und wie viel Kubikmeter pro Stunde das Gerät umwälzen kann. Je öfter (pro Stunde) die Luft im Raum gefiltert wird, desto „sauberer“ ist sie. Pro Stunde sollte die Luft im Raum mindestens 5-mal vom Luftreiniger „gewechselt“ werden.

 

Wichtig ist zu erwähnen, dass bei Filtergeräten (in Abhängigkeit des verwendeten Filters) nahezu alle Aerosolpartikel im Filter hängen bleiben. Die Filter müssen in regelmäßigen Abständen laut Herstellerangaben getauscht werden. Im Gegensatz zu anderen Luftreinigern werden bei Filtergeräten keine Substanzen an die Raumluft abgegeben. Ein Nachteil bei diesen Geräten ist jedoch mitunter die Lärmentwicklung, die aufgrund der notwendigen Leistung der Ventilatoren entsteht.

 

Vorteile Nachteile
Zuverlässige Filterung bei korrekter Aufstellung Lärmentwicklung (teilweise sehr laut im Betrieb)
Einfache Aufstellung regelmäßiger Filtertausch erforderlich
Keine entstehenden Substanzen schwierige Vergleichbarkeit unterschiedlicher Geräte
Wissenschaftlicher Nachweis zur Reduktion von Viren Keine CO2-Reduktion
Staubreduktion in der Raumluft hohe Kosten (Filter, Strom)
Im Winter kein Wärmeverlust im Innenraum

Luftreiniger (UV-C, Plasma, Ozon, Ionisation, …)

Auch diese Technologien wurden nicht erst während der Coronapandemie erfunden. Es gab davor nur wesentlich weniger Geräte, bzw. kamen diese nur für Spezialanwendungen zum Einsatz.

 

Luftreiniger auf Basis der UV-C-Technik haben einen komplett anderen Wirkmechanismus als Filtergeräte. Zwar wird die Raumluft genauso wie bei Filtergeräten durch das Gerät transportiert, im Geräteinneren wird jedoch UV-C-Licht erzeugt. UV-C-Strahlung ist grundsätzlich in der Lage, Bakterien und Viren zu inaktivieren – sofern die Strahlungsdosis hoch genug ist. Wird diese Strahlungsdosis nicht erreicht (z. B. weil die Luft im Gerät nicht ausreichend lang bestrahlt wird), können nicht genug Viren inaktiviert werden.

 

Kaltplasma, Nichtthermisches Plasma, Ionisations- und Ozongeräte, usw. werden oft mit Luftreinigern gleichgesetzt und im Zuge der Pandemie intensiv beworben. Doch Vorsicht: Diese Geräte erzeugen ionisierende Moleküle und Radikale. Eine Freisetzung von Ozon ist ebenfalls möglich. Von zahlreichen Expert:innen wird vor der Verwendung dieser Geräte in Innenräumen gewarnt, bzw. diese nicht empfohlen.

 

 

Vorteile Nachteile
Einfache Nachrüstung Entstehende Substanzen / Strahlung
Einfache Aufstellung Zusätzliche Evaluierung am Arbeitsplatz erforderlich
Oft kein Wirkungsnachweis
kostenintensiv

In Bereichen, in denen sich viele Personen über einen längeren Zeitraum gleichzeitig aufhalten, ist die Lüftung mittels einer Raumlufttechnischen Anlage der Idealzustand. Da nicht jedes Gebäude damit ausgestattet ist bzw. nicht in jedem Gebäude eine nachgerüstet werden kann, stellen Hilfsmittel eine praktische Alternative dar. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Auf welche Lüftungsmethode zurückgegriffen wird, hängt von den jeweiligen Gegebenheiten und Bedürfnissen ab. Eine sorgfältige Planung und Auslegung der eingesetzten Geräte ist unumgänglich, um eine saubere Innenraumluft zu erreichen. Eine einfache Methode, auf die nahezu jede:r zurückgreifen kann, um den nötigen Luftwechsel zu erzielen, ist das regelmäßige Öffnen der Fenster. Mehr zu diesem Thema finden Sie in unserem Blog-Beitrag „Ausgerechnet: So sorgen Sie für gute Luft!“

Bei Fragen zum Thema steht Ihnen das Präventionsteam der AUVA jederzeit gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns unter sichereswissen@auva.at