Als Servicepartner für Prävention ist es uns wichtig zu wissen, mit welchen Herausforderungen verschiedene Branchen zu diesem Thema konfrontiert sind, wie Prävention in der jeweiligen Branche gesehen wird und was aus ihrer Sicht wichtige Entwicklungen für die Zukunft sind. 

(Foto: Christian Hemmelmeir)

In der achten Ausgabe unseres Formats „Prävention im Talk“ sprechen wir mit Christine Wagner, Geschäftsführerin der Alfred Wagner Stahl-Technik & Zuschnitt GmbH in Pasching (OÖ), über ihre Erfahrungen und Gedanken zum Thema Prävention.

"PRÄVENTION IM TALK"

Die Alfred Wagner Stahl-Technik & Zuschnitt GmbH wurde bereits im Jahr 1946 gegründet und ist zu 100 % im Familienbesitz. Passieren in Ihrer Branche viele Arbeitsunfälle bzw. waren es früher mehr?

Für die Branche kann ich nicht sprechen, aber bei uns kann ich sagen, dass – Gott sei Dank – noch nie viele Unfälle passiert sind, weder damals noch heute. Und wenn mal etwas passiert, dann ist es meist ein eingezwickter Finger. Das geht beim Bearbeiten von Metallteilen recht schnell und wird sich auch in Zukunft kaum vermeiden lassen. Früher waren eingezogene Metallschiefer an den Händen gerne ein Problem, das aber durch die deutlich verbesserten Handschuhe kaum mehr vorkommt.

 

Gesunde und sichere Arbeitsbedingungen sind in der Stahlbranche enorm wichtig. Auf welche Präventionsangebote setzen Sie dabei in Ihrem Unternehmen?

Ich kann wirklich behaupten, dass wir ein Fan vom AUVAfit-Programm sind und wir können das auch nur wärmstens anderen Unternehmen weiterempfehlen. Begonnen hat es 2017, als wir bei der Evaluierung der psychischen Belastungen festgestellt haben, dass einige Mitarbeiter über Schulter- und Rückenbeschwerden klagen. Diese Beschwerden haben dann zwar noch keinen Krankenstand nach sich gezogen, aber waren dennoch für die Kollegen:Kolleginnen sehr belastend. In der Unternehmensführung überlegten wir, einen Physiotherapeuten oder Massagen zu organisieren, um einzelne Mitarbeiter:innen im Betrieb zu betreuen, sind aber nicht wirklich fündig geworden. Im Nachhinein betrachtet auch gut so, weil wir damit vermutlich nur die Symptome bekämpft hätten, ohne der Sache genauer auf den Grund zu gehen. Schlussendlich haben wir uns an die AUVA-Landessstelle Linz gewandt, die uns auch umgehend einen Besuch abstattete. Der Startschuss für ein Erfolgsprojekt, das weite Kreise gezogen hat und das auch immer noch tut!

 

Wir haben beispielsweise gemeinsam mit der AUVA mit unseren Schichtarbeitern ein eigenes Arbeitszeitenmodell entwickelt, das besser verteilte und an ihren Bedarf angepasste Pausen beinhaltet und am Freitag einen früheren Dienstschluss ermöglicht. Zum Thema „Gut erholt aus der Pause“ ist unser absolutes Leuchtturmprojekt entstanden. Sozusagen das Highlight für unsere Mitarbeiter und unumstritten der große Liebling aller – unser „Garten für die Sinne“. Eine Gartenoase mit Obstbäumen, Beerenfrüchten, unzähligen Duftpflanzen, schönen Sitzgelegenheiten, einer Wasserklangschale, usw. Seitdem ist unser heller, top eingerichteter Pausenraum verwaist, denn die Mannschaft hält sich Sommer und Winter – und egal bei welchem Wetter – in „ihrem“ Garten auf. Besser kann man seine Pause einfach nicht verbringen. Aus diesem AUVAfit-Projekt heraus sind wir bereits zweimaliger Sieger der „Goldenen Securitas“ geworden – und darauf sind wir sehr stolz.

 

Was wünschen Sie sich von der AUVA in puncto Zusammenarbeit in Ihrer Branche bzw. Ihrem Unternehmen?

Aufgrund unserer Betriebsgröße steht uns die arbeitsmedizinische Betreuung im Rahmen von AUVAsicher kostenlos zur Verfügung. Unser Arbeitsmediziner der AUVA ist somit einmal jährlich bei uns vor Ort – was an sich schon toll ist. Aber …

… Wenn wir uns wirklich etwas wünschen dürften, dann wäre das wohl, dass dieser Dienst intensiver durchgeführt wird. An einem einzigen Besuchstag passiert viel und trotzdem zu wenig. Viel Input und Information in sehr kurzer Zeit für beide Seiten, man kann Probleme ansprechen aber schafft es dann oft doch zeitlich nicht, auch gemeinsam konkrete Lösungen zu finden.

Wir schätzen aber die Kampagnen der AUVA sehr. „Alter(n)sgerechtes Arbeiten“ ist bei uns großes Thema, ebenso auch Muskel- und Skeletterkrankungen. Auch hierzu haben wir bei uns gerade ein großes Projekt gemeinsam mit der AUVA-Landesstelle Linz laufen.

 

Wie erklären Sie einer Unternehmerin oder einem Unternehmer in aller Kürze die Vorteile von Prävention?

Prävention ist ein bewusstes Hinschauen auf Belastungen am Arbeitsplatz – egal ob physischer oder psychischer Natur. Das macht, wenn man es ernst nimmt, viel Arbeit. Und grundsätzlich macht es nur Sinn, wenn die Mitarbeiter:innen erkennen, dass dem Boss tatsächlich etwas an Prävention liegt. Für viele Unternehmen ist es oft eine „reine Außenpolitur“ ohne Innenwirkung, um dem Thema offiziell Genüge zu tun. Das ist bei uns definitiv nicht so. Um es mit den Worten meiner Mutter zu sagen – „Weil du es mir wert bist.“ Genau darum geht es. Unsere Mitarbeiter:innen sind es uns wert, auf sie zu schauen. Damit sie bis zur Pension die Möglichkeit haben, bei uns sicher und gesund zu arbeiten. Denn das ist deren gutes Recht und somit unsere Pflicht, uns bestmöglich darum zu kümmern.

 

Und wie erklären Sie es einer Arbeitnehmerin oder einem Arbeitnehmer kurz und knapp?

Wir schauen auf euch und auf euren Arbeitsplatz. Gemeinsam schaffen wir die Voraussetzungen, dass alle lange, gesund und mit Freude arbeiten können. Trotz alledem ist aber auch Prävention keine Einbahnstraße. Auch die Mitarbeiter:innen sind in der Pflicht, sich nicht nur berieseln und umsorgen zu lassen, sondern erarbeitete Verbesserungen auch zu nutzen und diese gewissenhaft um- und einzusetzen. Denn letztendlich ist es ihre eigene Gesundheit, um die es geht, und aus dieser Eigenverantwortung darf sich keiner entziehen.

 

Die Digitalisierung ist – nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie – stark im Vormarsch. Welchen Einfluss hat dies Ihrer Einschätzung nach auf die Entwicklung Ihrer Branche? Gibt es Ihrer Meinung nach besondere Chancen oder Risiken?

Zumindest für unseren Betrieb sehen wir in der Digitalisierung mehr Chancen als Risiken. Zum Beispiel haben wir als Unterstützung für die Unterweisung ein eigenes Video, das es unseren Mitarbeiter:innen mit weniger Deutschkenntnissen erleichtert, alles gut zu verstehen. Außerdem verwenden wir digitale Tools für die Verwaltung unserer Wartungen und führen mit deren Hilfe unsere Mitarbeiter:innen durch einen Teil des Fertigungsprozesses. Der Clou dabei: Einzelne Arbeitsschritte können nicht vergessen werden, weil es dieses Tool gibt. Online-Meetings gibt es auch bei uns, sie sind aber nicht die Regel. Solange es Corona erlaubt, machen wir einfach alles lieber persönlich.

 

Verraten Sie uns bitte zum Schluss noch, welche 3 Eigenschaften Ihren persönlichen „best place to work“ ausmachen?

Für mich ganz klar: Teamgeist – Respekt – Vertrauen. Damit ein Arbeitsplatz ein „best place to work“ sein kann, braucht es für mich unbedingt ein funktionierendes Team. Menschen, die ehrlich und respektvoll miteinander umgehen, egal welchen persönlichen, kulturellen, religiösen Hintergrund sie haben. Menschen, die sich gegenseitig motivieren und anspornen und einfach Freude an der Arbeit und am gemeinsamen Tun haben. Wichtig im Hintergrund: Ein moderner, sicherer und gepflegter Arbeitsplatz. Und natürlich eine Führung, die hinter allem steht. Und zwar nicht, weil es marketingmäßig wirksam ist, sondern weil es Herzensangelegenheit und Unternehmenskultur sein soll. Ich denke, ich kann für mich und auch mein Team sprechen: Unser Betrieb Wagner Stahl mit unseren 36 Mitarbeiter:innen aus 11 Nationen ist auf jeden Fall „Unser best place to work“.

Christine Wagner ist Unternehmerin aus Leidenschaft und Überzeugung, dazu Mutter zweier Söhne und begeisterte Hundehalterin. Sie absolvierte ihre Matura 1989 an der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe und ist seit 1990 im Familienunternehmen tätig. Seit 2009 ist Christine Wagner Geschäftsführerin der Wagner Immobilien GmbH und seit 2011 Geschäftsführerin (in dritter Generation) der Alfred Wagner Stahl-Technik & Zuschnitt GmbH. Ihre Ziele: „Frei nach dem Lebensmotto ‚Immer über den Tellerrand schauen‘ immer offen für Neues und Unbekanntes bleiben, um sich persönlich und das Unternehmen weiterzuentwickeln. Prävention und Sicherheit am Arbeitsplatz spielen für Christine Wagner tagtäglich eine wichtige Rolle. Gemeinsam mit ihrer Familie und einem erstklassigen Team sorgt sie dafür, dass ihre Kunden zuverlässig mit hochwertigen Zuschnitten und Produkten aus Stahl versorgt werden. (Foto: L. Wolfschluckner)