Als Servicepartner für Prävention ist es uns wichtig zu wissen, mit welchen Herausforderungen verschiedene Branchen zu diesem Thema konfrontiert sind, wie Prävention in der jeweiligen Branche gesehen wird und was aus ihrer Sicht wichtige Entwicklungen für die Zukunft sind. 

(Foto: © Jean Van Luelik Photographer)
(Foto: © Jean Van Luelik Photographer)

In der vierten Ausgabe unseres Formats „Prävention im Talk“ sprechen wir mit Diethard Emil Mausser, Landesinnungsmeister der Friseure in der Wirtschaftskammer Burgenland, über seine Erfahrungen und Gedanken zum Thema Prävention.

"PRÄVENTION IM TALK"

Friseurinnen und Friseure arbeiten täglich mit vollem Körpereinsatz und unterschiedlichsten Haarpflege- und Färbeprodukten daran, ihren Kundinnen und Kunden zum bestmöglichen Aussehen zu verhelfen. Kommt es dadurch in Ihrer Branche auch zu arbeitsbedingten Erkrankungen?

Das Friseur-Handwerk ist zum einen körperlich anstrengend, weil viel Zeit im Stehen gearbeitet wird. Zum anderen stellen der Umgang mit chemischen Produkten, wie z. B. Haarfärbemitteln, eine Gefahr für die Gesundheit – vor allem für die Haut – dar. Mit der AUVA arbeitet unsere Innung sehr eng in der Prävention von berufsbedingten Hauterkrankungen zusammen. Und da verzeichnen wir in den letzten Jahren einen deutlichen Rückgang. Das zeigt, dass unsere Maßnahmen und Bemühungen wirken! Denn Hauterkrankungen sind nicht nur sehr schmerzvoll für die Betroffenen, sie können sogar zur Aufgabe des Berufs führen.

Was sind die zentralen Herausforderungen in Bezug auf Sicherheit und Gesundheit in Ihrer Branche und auf welche Präventionsaktivitäten setzen Sie, um diese Aspekte am Arbeitsplatz zu fördern?

Das viele Stehen während der Arbeitszeit ist natürlich eine Belastung für den Rücken. Zwar stelle ich als Arbeitgeber ergonomische Möbel zur Verfügung, wie z. B. verstellbare Rollhocker zum Haareschneiden, aber oft ist es schwer, während eines Haarschnitts zu sitzen. Bewegung ist hier die beste Prävention und das versuche ich meinen Mitarbeiterinnen im Salon zu vermitteln. Von der AUVA gibt es Info-Broschüren mit gezielten Ausgleichsübungen zum Arbeiten im Stehen und Sitzen. Meine Mitarbeiterinnen machen zum Glück auch sehr viel aus eigener Motivation heraus, gehen Laufen oder machen Yoga. Sport und Ausgleichsübungen sind nicht nur für den Körper sinnvoll, sondern helfen auch, Stress abzubauen.

 

Eine weitere Herausforderung ist die Prävention berufsbedingter Hauterkrankungen. Hier bekommen wir von der AUVA regelmäßig Informationen und neue Präventions- und Schulungsangebote vorgestellt. Für schwere Fälle, also Friseurinnen und Friseure, die ihren Beruf aufgrund ihrer Hautprobleme aufgeben müssen, bietet die AUVA auch die Möglichkeit zur Umschulung. Das finde ich eine sehr wichtige und sinnvolle Maßnahme. Am wichtigsten ist aber die Prävention, damit es erst gar nicht so weit kommt. Überall dort, wo sie mit Chemie in Kontakt kommen, wie beim Haare- oder Strähnenfärben, sind meine Mitarbeiterinnen verpflichtet, Handschuhe zu tragen. Auch Hautschutz- und Hautpflegeprodukte spielen eine wichtige Rolle. Auf die Pflege der Hände muss auch nach der Arbeit, zu Hause, geachtet werden. In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für berufliche Hauterkrankungen deutlich gestiegen. Auch meine Kolleginnen und Kollegen in der Landesinnung sind hier sehr bestrebt, präventive Maßnahmen zu setzen.

Was wünschen Sie sich von der AUVA in puncto Zusammenarbeit mit Ihrer Branche?

Wie ich bereits eingangs gesagt habe, arbeiten wir im Burgenland wirklich sehr eng mit den Präventionsexpertinnen und -experten der AUVA zusammen. Sie sind auch regelmäßig bei unseren Landestagungen zu Gast und informieren unsere Innung über neue Präventionsangebote und Entwicklungen zum Thema Hautschutz, wie z. B. die Unterweisung von Lehrlingen, persönliche Schutzausrüstung und den Hautschutzplan.

 

Wenn ich mir von der AUVA darüber hinaus etwas wünschen könnte, dann wären es regelmäßige, eventuell quartalsmäßige, Informationen speziell zu neuen Angeboten oder neuen Entwicklungen, wie z. B. neue (medizinische) Erkenntnisse oder gesetzliche Veränderungen. Ein Newsletter für unsere Branche wäre toll!

Wie erklären Sie einer Unternehmerin bzw. einem Unternehmer in aller Kürze die Vorteile von Prävention?

Die beiden Wörter „Gesundheit“ und „Achtsamkeit“ sagen meiner Meinung nach alles aus. Denn Prävention hat erstens zum Ziel gesund zu bleiben und das hat zweitens sehr viel mit Achtsamkeit zu tun. Umso besser ich auf die Gesundheit schaue und achtsam bin, desto besser geht es meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und damit meinem Unternehmen. So würde ich anderen Personen die Vorteile von Prävention erklären.

… und was sagen Sie einer Arbeitnehmerin bzw. einem Arbeitnehmer über Prävention?

Dass Prävention nicht nur eine Bringschuld des Arbeitgebers ist, sondern dass es auch eine Holschuld seitens der Arbeitnehmer gibt. Als Unternehmer bin ich verpflichtet, auf die Gesundheit meines Personals zu achten, meine Beschäftigten über Gefahren aufzuklären und ihnen eine entsprechende Schutzausrüstung zur Verfügung zu stellen. Aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen darauf achten gesund zu bleiben und Angebote auch wahrnehmen bzw. Maßnahmen umsetzen. Die Rahmenbedingungen für eine gelebte Präventionskultur im Betrieb zu schaffen, ist aber nicht immer leicht und geht auch nicht von heute auf morgen.

Die Digitalisierung ist – nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie – im Vormarsch. Hat diese auch einen Einfluss auf die Friseur-Branche? Welche Chancen und / oder Risiken sehen Sie?

Ich muss sagen, dass die Pandemie unserer Branche in dieser Hinsicht etwas Gutes gebracht hat. Die meisten Friseursalons im Burgenland haben davor nicht nach Terminen gearbeitet. Auf dem Land ist bzw. war es noch üblich, dass Kundinnen und Kunden einfach so kommen. Jetzt wird aus Sicherheitsgründen nur mehr nach Termin gearbeitet. Das bringt hinsichtlich des Stressfaktors viele Vorteile: Man kann sich darauf einstellen wer wann kommt und was zu machen ist; also ob Haare geschnitten, gefärbt oder nur geföhnt werden. Damit wird die Arbeit planbarer.

 

In meinem Salon sind viele Abläufe nur mehr digital. Wir arbeiten papierlos und haben eine spezielle Software für das Kassensystem. Unsere Kundinnen und Kunden können Termine online oder via App selbst buchen. Auch in der Landes- und Bundesinnung schreitet die Digitalisierung gut voran. Sie bringt viele Vorteile, weil Abläufe und Organisatorisches einfacher zu handhaben sind.

Verraten Sie uns zum Schluss noch, welche 3 Eigenschaften Ihren persönlichen „best place to work“ ausmachen?

In meiner Familie haben wir eine zweihundertjährige Tradition – ich führe das Handwerk „Friseur“ bereits in siebter Generation fort. Für mich ist es das Schönste, dass ich einen Beruf erlernt habe, in dem es um Menschen und Kommunikation geht. Die Sicherheit, gut aufgehoben zu sein, ist mir nicht nur selbst wichtig. Dieses Gefühl möchte ich auch meinen Mitarbeiterinnen und den Kundinnen und Kunden vermitteln. Wenn Menschen mit einem Wohlgefühl den Salon verlassen, habe ich meinen Job gut gemacht.

Diethard Emil Mausser ist gelernter Friseur und Perückenmacher. Nachdem er 1991 seinen ersten eigenen Salon eröffnet hatte, übernahm er 1992 den elterlichen Betrieb und gründete weitere Friseursalons. Seit 2010 ist Mausser Landesinnungsmeister der Friseure im Burgenland und Ausschussmitglied der Bundesinnung. In dieser Funktion ist er nicht nur verantwortlich für die Entwicklung- und Ausbildung von Trainerinnen und Trainern, sondern seit 2019 auch für die Entwicklung der neuen Meisterprüfung nach NQR 6 Richtlinien.