Ein kalkulierbares Risiko einzugehen gehört zur kindlichen Entwicklung dazu. In der Entwicklungspsychologie rückt die Förderung der Risikokompetenz immer mehr in den Fokus.  

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Risikokompetenz ist die Fähigkeit und Bereitschaft, sich aktiv mit Risiken auseinander zu setzen und daraus lernen zu können. Kinder brauchen Erwachsene, die ihnen Mut zum Risiko vermitteln und eine aktive Auseinandersetzung mit Herausforderungen nicht vorschnell unterbinden. Dazu sollten Erwachsene ihre eigene Einstellung zu Risiken reflektieren. Den Umgang mit Herausforderungen lernen Kinder nur, wenn sie sich ausprobieren, Grenzen ausloten und vom Erwachsenen abschätzbare riskante Situationen selbst bewältigen können.

 

Kinder brauchen Herausforderung

Risikokompetenz wird dann gefördert, wenn Situationen und Spielgeräte herausfordernd sind. Sind diese auf Anhieb bewältigbar, werden sie für das Kind schnell langweilig. Daher sollten z. B. Klettergerüste hoch genug sein, damit Kinder im Umgang mit Höhe selbstsicherer werden. Risikokompetenz ist nicht mit motorischer Kompetenz zu verwechseln: auch motorisch ungeschickte Kinder können eine Situation angemessen einschätzen und risikokompetent reagieren. Die Entwicklung von Risikokompetenz braucht nicht nur das Bewältigen von Situationen, auch Misserfolge gehören dazu.

 

Um eine Risikosituation richtig einschätzen zu können, sollten Eltern zwischen „Risiko“ und „Gefahr“ unterscheiden. Ein Risiko bleibt kalkulierbar. Es ist ein durch individuelles Verhalten beeinflussbarer Prozess, der zwar potenziell negative Folgen haben kann, diese sind aber vorhersehbar. Demgegenüber ist eine „Gefahr“ und deren negative Folgen nicht kalkulierbar. Somit gilt es Gefahren abzuwehren, Risiken jedoch als notwendige Elemente für Erfahrungen und für die kindliche Entwicklung zu verstehen.

 

Zur Beurteilung einer Risikosituation ist die Frage des kalkulierbaren Risikos wesentlich. „Risiko“ wird als ein erkennbarer oder vorhersehbarer und durch Einstellungen, Einschätzung und / oder individuelles Verhalten beeinflussbarer Prozess definiert, der potenziell negative oder positive Folgen für die Beteiligten hat. Demgegenüber steht die „Gefahr“, die ein potenzieller, nicht kalkulierbarer Prozess mit negativen Folgen für den Betroffenen ist. Somit gilt es Gefahren abzuwehren, Risiken jedoch als notwendige Elemente für Erfahrungen und für die kindliche Entwicklung zu verstehen.

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So fördern Sie die Risikokompetenz Ihres Kindes:

  • Lassen Sie den spontanen kindlichen Spiel- und Bewegungstrieb zu.
  • Lassen Sie das Kind täglich klettern, laufen, balancieren, schwingen, schaukeln, …
  • Unterbrechen Sie nicht vorschnell Bewegungshandlungen (außer das Kind befindet sich in einer gefährlichen Situation).
  • Regen Sie Neugierde, Erkundungs- und Entdeckerverhalten des Kindes an und unterstützen Sie diese.
  • Geben Sie dem Kind die Möglichkeit, Spielsituationen selbst zu planen und zu gestalten.
  • Fördern Sie soziale Kontakte mit anderen Kindern! Betrachten Sie neue (Bewegungs-)Situationen mit dem Kind, und erklären Sie ihm mögliche Gefahren und einen sinnvollen Umgang damit.
  • Sprechen Sie regelmäßig mit dem Kind über mögliche Risiken und Gefahren.
  • Einfache und klare Regeln helfen dem Kind, den Umgang mit Risiken zu verstehen.
  • Ermöglichen Sie dem Kind, Situationen mit überschaubaren Risiken einzugehen.
  • Fördern Sie das Selbstbewusstsein des Kindes, dann hat es genügend Selbstvertrauen, um in gewissen Situationen auch einmal „Nein“ zu sagen.
  • Fördern Sie die Selbsteinschätzungskompetenzen durch Wahrnehmungsspiele (z. B. Balancieren auf einem Baumstamm, auf unebenem (Wald-)Boden gehen, …).
  • Geben Sie dem Kind bei besonderen Erlebnissen und Erfahrungen positives Feedback! Feedback nimmt eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Risikokompetenz ein.

 

Lesen Sie auch unseren Blog-Beitrag „Risikokompetenz vermitteln“

Bei Fragen zur Sicherheit und Gesundheit im Kindergarten stehen Ihnen die Präventionsexpertinnen und -experten der AUVA-Landesstelle Wien gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns unter: wuv-kindergarten@auva.at

Quellen:

  • Schürch, B., Thüler, H., Engel, M., Knecht, C., (2014): Sichere Bewegungsförderung bei Kindern, Bfu-Fachdokumentation 2.082, Bern.
  • Lensing-Conrady, R., (2019): Praxis der Psychomotorik, 3/2019, Verlag modernes lernen, Dortmund.

(Beitrag erschienen am 12.03.2020)