– eine ausreichende Lüftung von Innenräumen reduziert das Risiko von Infektionen!

Antworten auf aktuelle Fragen rund um die Thematik Raumlüftung (natürliche Lüftung, mechanische Lüftung), Luftfeuchtigkeit, Filtertechnik, usw.

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Wie schnell und stark sich ein Virus innerhalb eines geschlossenen Raumes ausbreiten kann, ist wesentlich vom Luftaustausch abhängig. Frische und saubere Außenluft wird mit belasteter Raumluft ausgetauscht. Dadurch wird die Virenzahl in der Raumluft reduziert, die Viren werden „abgelüftet“. Eine gute Lüftungssituation verringert somit die Zahl erregerhaltiger feinster Tröpfchen in der Luft und senkt damit das Ansteckungsrisiko in Räumen, in denen sich Erkrankte aufhalten (das gilt übrigens für alle Krankheitserreger, nicht nur für das neue Coronavirus SARS-CoV-2).

 

Der allgemeine Ratschlag lautet, so viel Außenluft wie vernünftigerweise möglich in Räume einzuleiten. Dieser Luftaustausch kann entweder durch natürliche Lüftung (Fenster und Türen) oder durch mechanische Lüftungssysteme (Raumlufttechnische Anlagen – RLT-Anlagen) erfolgen. RLT-Anlagen werden vor allem dort verwendet, wo natürliche Lüftung nicht möglich ist, bzw. nicht effektiv wäre.

 

Weiters ist die relative Luftfeuchtigkeit in Bezug auf die Ausbreitung des Virus von Bedeutung. Einerseits bestimmt die Luftfeuchtigkeit Größe und Gewicht der Tröpfchen und damit deren Reichweite und Schwebedauer in der Raumluft, andererseits sind wir Menschen bei geringer Luftfeuchtigkeit anfälliger für Infektionen, weil die Schleimhäute leichter austrocknen. Es ist jedoch anzumerken, dass in den nächsten Monaten – meteorologisch bedingt in allen europäischen Klimazonen – ohne zusätzliche Befeuchtung eine Raumluftfeuchtigkeit von mehr als 30 % gegeben ist, d. h. auf die Luftfeuchtigkeit ist vermehrt erst in der kühlen Jahreszeit (Spätherbst, Winter) Bedacht zu nehmen.

Die natürliche Lüftung erfolgt vorrangig über das Öffnen der Fenster. Am effektivsten ist hier die Querlüftung von Innenräumen. Bei den meisten Fenstern gibt es dazu zwei Möglichkeiten – einerseits die Kippstellung, andererseits das Fenster ganz zu öffnen. Am besten wirkt natürlich die Öffnung des gesamten Fensters, denn damit wird der Raum mit Frischluft bzw. Außenluft optimal versorgt und es kommt zu einer Reduktion der Virenzahl in der Luft.

Auf die Regelmäßigkeit kommt es an: Beispielsweise ist es empfehlenswert, vor Besprechungen bzw. vor dem Aufenthalt die Räumlichkeiten ordentlich durchzulüften, während des Aufenthaltes auf die Lüftung nicht zu vergessen, und auch nach Beendigung des Aufenthalts durchzulüften.

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Betreiber von RLT-Anlagen (auch „Klima- und Lüftungsanlagen“ genannt) werden vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Pandemie mit vielen Fragen zum richtigen Umgang mit den Anlagen konfrontiert. Einige dieser Fragen können noch nicht eindeutig beantwortet werden, da es diesbezüglich noch keine gesicherten Erkenntnisse gibt, aber vieles liegt auf der Hand. RLT-Anlagen sind keine Virenschleudern, sondern sorgen bei fachgerechter Planung und Errichtung bzw. einem hygienischen Betrieb für ein gesundes Raumklima. Empfehlungen zum Umgang mit RLT-Anlagen in Verbindung mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 gibt es von unterschiedlichen Institutionen und Fachverbänden; die Zusammenfassung der wichtigsten Fakten finden Sie hier:

 

Nach derzeitigem Wissensstand kann eine Übertragung von Corona-Viren über Lüftungs- und Klimaanlagen ausgeschlossen werden. Die Begründung liegt darin, dass Corona-Viren durch Tröpfcheninfektion übertragen werden. Aufgrund der eingebauten Filter können keine Tröpfchen (welche das Virus enthalten könnten) von außen in die Räume eingetragen werden. Weiters ist durch den erhöhten Luftwechsel die Partikelanzahl im Raum wesentlich geringer.

 

Viele ältere RLT-Anlagen werden aus energiespargründen oft als Umluftanlagen betrieben. Das heißt, ein Teil der Abluft wird mit einem Anteil der Außenluft vermischt und dem Raum nochmal zugeführt. In der jetzigen Pandemie-Situation wird empfohlen, die Umluftnutzung zu vermeiden. Praktisch wird das durch Schließen der Umluftklappen realisiert.

 

Vielfach wird die Frage diskutiert, ob man bestehende Filter in RLT-Anlagen auf effizientere nachrüsten soll. Zur vollständigen Abscheidung von Schwebstoffen auch der kleinsten Viren werden in speziellen Anwendungen (Reinräume, OP-Räume, usw.) sogenannte HEPA-Filter (Schwebstofffilter) eingesetzt. Eine Nachrüstung dieser Luftfilter in Standard-RLT-Anlagen ist oft problematisch (höhere Druckverluste und damit weniger Luftdurchsatz, undichte Filterrahmen, usw.).

 

RLT-Anlagen müssen laufend gewartet und die Funktionen müssen überprüft werden. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, sich auch trotz der Pandemie-Situation an das reguläre Wartungsintervall der RLT-Anlage zu halten. Die Filter müssen aufgrund eines hohen Druckabfalls oder aus anderen hygienischen Gründen regelmäßig gewechselt werden. Viren sind immer an Tröpfchen oder Staubpartikel gebunden und schweben daher in der Regel nicht als Virus frei im Raum. Sie werden daher, wie alle anderen Partikel, im Filtermaterial eingelagert. Für die Wartung und den Austausch beladener Filter ist immer persönliche Schutzausrüstung (Schutzkittel, FFP3-Atemschutzmasken und Schutzbrille) zu tragen.

 

Klima- oder Lüftungsanlagen sind mindestens einmal jährlich, längstens jedoch alle 15 Monate auf ihren ordnungsgemäßen Zustand nach den Regeln der Technik (Normen) zu prüfen. Die Ergebnisse sind nachvollziehbar zu dokumentieren (z. B. in einem Prüfbefund). Diese Tätigkeiten sind nicht nur in „Corona-Zeiten“ die Grundlage für einen sicheren und wirksamen Betrieb.

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Zur Kühlung einzelner Räume werden in der Praxis vielfach Split-Klimageräte eingesetzt. Sie lassen sich relativ einfach nachrüsten, sind in der Anschaffung günstig und daher sehr weit verbreitet (Büros, Arztpraxen, Restaurants, usw.). Diese Geräte bestehen aus einem Außen- und einem oder mehreren Innengeräten. In den Innengeräten wird die Raumluft über Ventilatoren angesaugt und gekühlt ausgeblasen. Durch diese gerichtete Luftströmung ist eine Vertragung von Viren von Raum zu Raum grundsätzlich nicht auszuschließen, wenn auch eher unwahrscheinlich.

Aufgrund der aktuellen Corona-Thematik werden vielfach verschiedenste Vernebelungsgeräte für Innenräume beworben und angeboten. Grundsätzlich ist vom permanenten Vernebeln von Wirkstoffen (z. B. Wasserstoffperoxid) in Räumen, in denen sich Menschen aufhalten, abzuraten, da solche Produkte bei Verwendung nicht korrekter Konzentrationen für die Atemwege schädlich sein können.

Können durch RLT-Anlagen Corona-Viren ein- oder übertragen werden?

Nein, nach aktuellem Wissensstand kann eine Übertragung von Corona-Viren über Lüftungs- und Klimaanlagen ausgeschlossen werden. Die Begründung liegt darin, dass Corona-Viren durch Tröpfcheninfektion übertragen werden. Aufgrund der eingebauten Filter können keine Tröpfchen (welche das SARS-CoV-2-Virus enthalten könnten) von außen in die Räume eingetragen werden.

 

Welchen Einfluss haben Raumklimaparameter auf die Ausbreitung des Virus in Innenräumen?

Wie schnell und stark sich ein Virus innerhalb eines geschlossenen Raumes ausbreiten kann, ist dabei wesentlich von Faktoren wie Luftaustausch, Luftfeuchtigkeit, und Luftbewegungen abhängig.

 

Kann sich das Virus über die Luft verbreiten?

Ja. Studien haben gezeigt, dass Personen, die mit einer Virusinfektion der Atemwege wie der Grippe infiziert sind, durch Sprechen, Niesen und Husten Tröpfchen ausstoßen können, die das Virus enthalten. Diese Tröpfchen können für das menschliche Auge sowohl sichtbar als auch unsichtbar sein. Die nicht sichtbaren Tröpfchen können zwischen 0,5 und 15 Mikrometern groß sein. Studien über andere, weit verbreitete Viren deuten darauf hin, dass ein Tröpfchen von 1 Mikrometer genug Virenmaterial enthalten kann, um eine Infektion zu verursachen.

 

Sind Luftfilter wirksam, um über die Luft übertragene Viren aufzufangen?

Ja. Luftfilter sorgen für eine relevante Minderung der Staub- und Aerosolkonzentration in RLT-Anlagen und in der Zuluft von Räumen. Aus Filtrationssicht ist das Tröpfchen das Partikel, das aus der Luft entfernt werden muss. Je nach Anwendungsfall gibt es bei RLT-Anlagen Mindestanforderungen bzgl. der verwendeten Filter. Bereits mit der Verwendung dieser Standardfilterklassen wird eine Reduzierung des Virus in der Luft erreicht. Zur vollständigen Abscheidung von Schwebstoffen auch der kleinsten Viren werden Schwebstofffilter (HEPA-Filter) eingesetzt. Derartig gefilterte Luft wird in RLT-Anlagen für Reinräume, OP-Räume in Krankenhäusern oder in speziellen Laboren benötigt. Ab der Filterklasse H-13 erfolgt die Abscheidung aller Stoffe mit Viren vollständig.

 

Ist es eine gute Idee „bessere“ Filter nachzurüsten?

Dieses sollte im Einzelfall geprüft werden. Ein Nachrüsten der Filter auf eine höhere Filterklasse würde die Virenreduktion über die Filterstufe erhöhen. Doch auch andere Überlegungen sind wichtig: beispielsweise, ob die Lüftungsanlage dem höheren Widerstand gegenüber dem Luftfilter standhalten kann. Sind Dichtungen und Abdichtungen dicht genug, um die höhere Filterklasse zu rechtfertigen? Im Allgemeinen stellt eine Verbesserung um ein oder zwei Filterklassen kein Problem dar. Eine weitergehende Aufwertung (z. B. auf HEPA-Filter) erfordert jedoch konkrete Maßnahmen.

 

Muss ich die Filter meiner RLT-Anlage nach einem Virenausbruch austauschen?

Nein, nicht unbedingt. Halten Sie sich an Ihr reguläres Wartungsprotokoll Ihrer RLT-Anlage. Die Filter müssen aufgrund eines hohen Druckabfalls oder aus anderen hygienischen Gründen regelmäßig gewechselt werden. Ein Virenausbruch hat keine Auswirkungen auf Ihren Wartungsplan.

 

Kann ich schnell etwas unternehmen, um die Ausbreitung über die Luft in meinem Gebäude einzudämmen?

Ja, beispielsweise sollten RLT-Anlagen mit Außenluft nicht abgeschaltet, Außenluftvolumenströme nicht reduziert werden. Viren im Gebäude kommen eher von innen als von außerhalb. Frische Luft reduziert die Konzentrationsdichte und das Abschalten der Umluft verhindert die Ausbreitung des Virus im gesamten Gebäude.

 

Können sich im Luftfilter gebundene Viren lösen? 

Nein. Vom Filter erfasste Viren sind stark an die Fasern im Filtermedium gebunden. Ist das Virus einmal erfasst, verbleibt es im Luftfilter, trocknet schließlich aus und stirbt ab. Studien zum SARS-CoV-2-Virus zeigen, dass das Virus auf offenen Flächen nicht länger als 3 Tage überlebt.

Zusammenfassung

  • RLT-Anlagen garantieren bei korrekter Planung und ordnungsgemäßem Betrieb einen kontrollierten Luftaustausch und sorgen damit für eine Senkung der Virenbelastung im Raum.
  • RLT-Anlagen garantieren im Vergleich zur natürlichen Lüftung (über Fenster oder Türen) eine konstante und sichere Lüftung.
  • Eine Virenübertagung („Virenschleuder“) durch RLT–Anlagen kann bei ordnungsgemäßer Wartung ausgeschlossen werden.
  • Die regelmäßige Wartung und Prüfung ist, wie in „normalen“ Zeiten, von großer Bedeutung und die Grundlage für die Wirksamkeit der Anlage.

Für konkrete Fragen zum Thema stehen Ihnen die AUVA-Präventionsexpertinnen und -experten aus dem Klima- und Lüftungstechnikbereich gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns unter sichereswissen@auva.at

(Beitrag erschienen am 27.05.2020)