Reinigungs- und Desinfektionsmittel müssen versperrt und unerreichbar für Kinder aufbewahrt werden. Ein Wasserhahn in Kopfhöhe des Kindes ist eine weitere potenzielle Gefahrenquelle. (Foto: TKerschenbauer)

Wer lange in einem bestimmten Bereich arbeitet, neigt dazu, mit der Zeit Fehler oder Mängel zu übersehen, die dort auftreten. Man wird „betriebsblind“. Das bedeutet, dass aktuelle Vorgänge und Situationen nicht mehr neu beurteilt, sondern aufgrund der Routine und „weil es immer schon so war“ einfach beibehalten werden.

 

Um Gefahren- und Unfallstellen zu vermeiden, ist es jedoch wichtig, sich der eigenen „Betriebsblindheit“ bewusst zu werden. Folgende Tipps helfen Ihnen dabei, nicht „betriebsblind“ zu werden:

  1. Selbstkontrolle/Selbstreflexion: Um Betriebsblindheit vorzubeugen, sollte man die eigene Arbeitssituation und -weise regelmäßig kontrollieren und überprüfen! Stellen Sie sich folgende Frage: „Handle ich nur noch aus der Routine heraus, oder hinterfrage ich in regelmäßigen Abständen mein Verhalten?“ Da es schwer ist, sich selbst objektiv einzuschätzen bzw. zu bewerten, ist es empfehlenswert eine Kollegin oder einen Kollegen zu Rate zu ziehen. Gemeinsam kann man die Räumlichkeiten auf Unfallquellen kontrollieren und das eigene Handeln besser reflektieren.
  2. Situationen im Team regelmäßig kritisch hinterfragen und reflektieren: Dadurch können Abläufe und Strukturen verändert werden. Wesentliche Fragen, die dabei helfen können: Ist dieses Vorgehen die beste Möglichkeit? Wird etwas nur deshalb so umgesetzt, weil es immer schon so war? Gibt es eine sicherere bzw. gesündere Alternative? etc.
  3. Veränderung zulassen und annehmen: Dies ist einer der entscheidendsten Faktoren. Routinierte Abläufe sind praktisch, geben Sicherheit und sind angenehm, weil man so arbeiten kann, wie man es gewohnt ist. Will man sich die Betriebsblindheit bewusst machen, ist diese Vorgehensweise jedoch kontraproduktiv. Seien Sie die erste Person, die im Team genau diese Punkte anspricht und thematisiert – damit setzen Sie den ersten Schritt, um die Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema zu lenken.
  4. Feedback einholen: Besonders Arbeitskolleginnen und -kollegen können hier einen Blick von außen geben. Gutes, faires und produktives Feedback sollte folgende Punkte berücksichtigen:
    • Feedback soll konstruktiv sein
    • Feedback soll im Sinne der Vorbeugung von Betriebsblindheit sein
    • Feedback soll das Gegenüber nicht persönlich angreifen
    • Ich-Botschaften formulieren („Mir ist aufgefallen“, „Ich fände es besser, wenn…“, …)
    • Konkrete Tipps aufzeigen

„Betriebsblindheit“ – Ein Praxisbeispiel im Sanitärbereich

(Foto: TKerschenbauer)

Lange Zeit wurde ein Frottier-Handtuch zum Abtrocknen verwendet. Da die Kinder mittlerweile ein Papierhandtuch aus dem Spender nutzen, wird die Handtuchhalterung aus Metall nicht mehr benötigt. Nicht nur, dass die Stangen die Kinder daran hindern, einfach zum Papierspender zu gelangen, sind sie zudem in Kopfhöhe angebracht (Achtung: Verletzungsgefahr!). Die Handtuchhalterung sollte daher unbedingt entfernt werden. Im Gespräch mit der Kindergartenleitung hat sich herausgestellt, dass diese Stangen von allen Beteiligten gar nicht mehr bewusst wahrgenommen bzw. gesehen wurden – ein typischer Fall von „Betriebsblindheit“.

 

Tragen auch Sie zu mehr Sicherheit im Kindergarten bei und nehmen Sie das Thema der Betriebsblindheit in Angriff! Unsere AUVA-Präventionsexpertinnen und -experten stehen Ihnen gerne zur Seite, um Gefahren und eventuelle „blinde Flecken“ in Ihrer Bildungseinrichtung ans Tageslicht zu bringen.

 

Hier noch ein paar Beispiele für „blinde Flecken“, die sich in den Kindergartenalltag eingeschlichen haben:

linkes Bild: Scharfe Kanten sind eine Gefahrenstelle - bringen Sie einen Kantenschutz an! mittleres Bild: Bei versperrbaren Türen Schlüssel nicht stecken lassen und so aufbewahren, dass sie für Kinder nicht erreichbar sind. rechtes Bild: Die Rasenkantensteine haben sich im Laufe der Zeit verschoben. Der entstandene Niveau-Unterschied muss angeglichen werden, um die Stolpergefahr zu vermeiden. (Foto: TKerschenbauer)

Bei Fragen zur Sicherheit und Gesundheit während der Ausbildung stehen Ihnen die AUVA-Präventionsexpertinnen und -experten jederzeit gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns unter sichereswissen@auva.at