Zu viel Lärm in der Schule belastet Kinder und Lehrkräfte und steigert die Unfallhäufigkeit. Wie gezielte Maßnahmen präventiv helfen können, erfahren Sie hier.

Zwei Volksschulkinder sitzen vor der Tafel im Klassenzimmer und deuten mit dem Zeigefinger die "Leise"-Geste. Auf der Tafel im Hintergrund steht "Lärmprävention in der Volksschule"
(Foto: B.Witzmann)

Der Lärmpegel in Bildungseinrichtungen ist nicht nur für die Schüler:innen, sondern auch für die Lehrkräfte belastend. Eine gute Raumakustik ist daher gerade im Schulbereich wichtig und für Kinder entwicklungsbedingt besonders bedeutsam. Sie können beispielsweise ein gesprochenes Wort aus „Störsignalen“ viel schlechter herausfiltern als Erwachsene, da diese Fähigkeit im Volksschulalter noch nicht voll ausgebildet ist. Gibt es im Unterricht zu viel Lärm, können Bildungsinhalte schlechter vermittelt werden. Außerdem hat eine schlechte Raumakustik Auswirkungen auf das Sozialverhalten der Kinder: Lärm wird als störend und unangenehm empfunden, wodurch aggressives Verhalten (z. B. Schubsen, Rangeln, Raufen)  und damit auch die Unfallwahrscheinlichkeit steigt.

 

Auswirkungen schlechter Raumakustik

  • Das Zuhören wird erschwert.
  • Das Anweisungsverständnis leidet, das Kurzeitgedächtnis auch.
  • Der Unterricht wird häufiger durch Wiederholungen unterbrochen.
  • Es kommt zu häufigeren Ermahnungen, zugleich fühlen sich Kinder öfter zu Unrecht für angeblich lärmendes Verhalten getadelt.
  • Sowohl Lehrkräfte als auch Kinder sind gezwungen, öfter mit erhobener Stimme zu reden und leiden dadurch häufiger unter Hals- und Stimmlippenproblemen.
  • Eine Atmosphäre der Unlust und Anspannung wird begünstigt und die Beziehungen zueinander werden weniger positiv beurteilt.
  • Die Mitschüler:innen werden als lauter erlebt.
  • Geräusche, etwa durch das Verrücken von Stühlen, das Kramen in der Schultasche etc., werden als unangenehmer wahrgenommen.

 

Lärmprävention – für eine positive Raumakustik

Während bei bestehenden Bauten die Raumakustik nachträglich durch schallabsorbierende (schallschluckende) Maßnahmen verbessert werden kann, sollte für Neubauten eine gute Raumakustik bereits Standard sein: Die OIB Richtlinie Nr. 5: Schallschutz, die auch den optimalen Bereich für die Nachhallzeit in Klassenräumen regelt, ist für alle Bundesländer verbindlich.

 

Nachhaltige Lärmprävention setzt sowohl auf der Verhältnis- als auch auf der Verhaltensebene an. Wie schon der Name sagt, ist es auf der Verhältnisebene das Ziel, die Verhältnisse für die Arbeit bzw. Umweltbedingungen zu optimieren – und dazu zählt vor allem eine gute Raumakustik. Maßnahmen auf der Verhaltensebene richten sich hingegen an die veränderbaren, individuellen Verhaltensweisen von Personen (Kindern wie Erwachsenen) – im Bereich der Bildungseinrichtungen werden diese meist als pädagogische Maßnahmen verstanden.

Um Bildungseinrichtungen bei der positiven Beeinflussung der Raumakustik zu unterstützen, hat die AUVA ein eigenes Medienpaket entwickelt. Dieses richtet sich an Schulleiter:innen, Lehrkräfte und Rechtsträger:innen und berücksichtigt sowohl technisch-bauliche wie auch organisatorische und pädagogische Maßnahmen. Es umfasst eine Broschüre, ein Poster mit Schallexperimenten für den Unterricht und ein kurzes Erklärvideo.

 

AUVA-Broschüre „Schlau ohne Radau“

Die Broschüre „Schlau ohne Radau“ enthält nicht nur pädagogische und technische Grundlagen rund um die Themen Schall und Schallschutz in Gebäuden. Sie liefert außerdem viele Ideen, Methoden und Denkanstöße, wie die Lärmbelastung in der Volksschule gesenkt werden kann: Vielleicht lässt sich die Lautstärke der Schulglocke reduzieren oder durch eine Signalmelodie ersetzen? Für Lernphasen, in denen die Schüler:innen allein oder in Gruppen arbeiten, kann die Flüsterregel hilfreich sein. Das Flüstern erzeugt eine besondere Atmosphäre und unterstützt ruhiges, konzentriertes Arbeiten. Insbesondere wenn Kinder den ganzen Tag in der Schule verbringen, brauchen sie soziale Verschnaufpausen, also gemütliche Rückzugsorte wie Nischen und Ecken mit Kissen und Matratzen oder auch mit Filz bezogene Kojen usw. Neben diesen Beispielen für das klassische Unterrichtsgeschehen enthält die Broschüre viele weitere Ideen zur Lärmreduktion im Turnsaal, im Werkraum, in der Bibliothek, im Speiseraum usw. Die Broschüre richtet sich in erster Linie an Lehrkräfte und Schulleitung bzw. an all jene, die in die Planung oder Sanierung eines Schulgebäudes involviert sind.

(Foto: lwdsa)

AUVA-Poster „Schule der Schallexperimente“

Kinder sind fasziniert, dass ein Bechertelefon tatsächlich funktioniert. Sie staunen über einen aus Papier geformten Trichter, der wie ein Lautsprecher wirkt, sodass die Schallwellen gebündelt werden und sogar nur geflüsterte Worte am anderen Ende des Raumes deutlich wahrnehmbar sind. Und sie freuen sich, wenn unterschiedlich hoch befüllte Gläser bei entsprechender Berührung zu klingen beginnen. All diese und noch viele weitere Experimente, die zur gemeinsamen Durchführung mit den Schüler:innen im Unterricht konzipiert wurden, zeigt das Poster „Schule der Schallexperimente“. Genaue Beschreibungen dazu sind im hinteren Teil der zugehörigen Broschüre angeführt. Ziel ist es, die Kinder für Schallentstehung und -ausbreitung zu sensibilisieren. Dass Schall oftmals ganz unterschiedlich empfunden wird, ist eine wichtige Erkenntnis für die Lärmprävention.

AUVA-Erklärvideo „Lärmprävention in Bildungseinrichtungen“

Dieses kurze Video fasst die wichtigsten Inhalte der Broschüre „Schlau ohne Radau“ zusammen. Es kann gemeinsam mit Kollegen:Kolleginnen betrachtet werden und als Inspiration für die Umsetzung von Maßnahmen der Lärmprävention im eigenen Schulgebäude dienen.

Klicken Sie auf das Bild, um das Video abzuspielen.

AUVA-Beratung für Schulen

Das Medienpaket stellt gewissermaßen eine Hilfe zur Selbsthilfe dar. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit für Schulen, sich Unterstützung durch das Präventionsteam der AUVA zu holen, z. B. in Form einer Sicherheitsberatung oder bei Bedarf auch mit einer Nachhallzeitmessung.

Das Medienpaket „Schlau ohne Radau“ (Broschüre und Poster) kann kostenfrei von Schulen bestellt werden (Lieferumfang: 1 Exemplar pro Klasse).

Hier geht’s zur Bestellung (> unter „Sicherheit und Gesundheit in der Schule“ )

 

 

Bei Fragen zum Thema Lärmprävention in Bildungseinrichtungen steht Ihnen das Team der Lärmgruppe jederzeit gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns unter HUB-laermgruppe@auva.at