Wie sich Unfälle beim Ein- und Aussteigen, Be- und Entladen oder bei der Reinigung des Fahrzeugs vermeiden lassen, erfahren Sie hier.

lächelnder LKW-Fahrer steigt rücklings aus der Fahrzeugkabine aus
(Foto: aleksandarlittlewolf/freepik)

Hätten Sie gedacht, dass auch von stehenden Fahrzeugen eine Verletzungsgefahr ausgeht? Lkw-Fahrer:innen können davon ein Lied singen. Vor allem Sturz und Fall zählen zu den häufigsten Unfallgefahren. Abgesehen von Stürzen aus größerer Höhe, zum Beispiel vom Fahrzeugaufbau, kommt es bei Arbeiten am stehenden Fahrzeug zum Glück zwar meist nur zu weniger schweren Verletzungen. Allerdings können auch leichtere Verletzungen wie z. B. Bänderrisse, die oft durch Umknicken beim Sprung aus der Fahrzeugkabine passieren, lange anhaltende Beschwerden verursachen und mehrere Wochen Krankenstand nach sich ziehen.

 

Die meisten derartigen Verletzungen geschehen beim Ein- und Aussteigen. Wer vom Fahrzeug hinunterspringt, mag zwar schneller unten ankommen, tut sich damit aber nichts Gutes. Denn bei Sprüngen von Aufstiegen, Ladeflächen oder Hubladebühnen sind Kräfte im Spiel, die meist unterschätzt werden. So wirken bei einem Sprung aus „nur“ 60 cm Höhne bereits bis zum Vierfachen des eigenen Körpergewichts auf die betroffenen Muskeln, Bänder und Knochen. Das kann nicht nur zu akuten Verletzungen führen, sondern bei wiederholten Sprüngen längerfristig auch chronische Schäden des Muskel-Skelett-Apparats bewirken.

 

Präventionstipps

Folgende Tipps helfen dabei, Verletzungen bei Arbeiten am stehenden Fahrzeug zu vermeiden:

  • Vorgesehene Aufstiege und Haltegriffe benutzen – das gilt auch beim Auf- und Abstieg zu oder von Arbeitsplätzen auf Aufbauten, Ladeflächen und Kippbrücken
  • Vorgesehene Aufstiegshilfen/Trittflächen nutzen – Reifen, Felgen oder Radnaben sind als Aufstiegshilfen nicht geeignet
  • Trittflächen und Aufstiege immer sauber halten – das vermindert die Abrutschgefahr
  • Auf einen sicheren Stand achten, Schuhe mit rutschfesten, griffigen Sohlen verwenden
  • Nicht vom Fahrzeug springen, sondern absteigen
LKW-Fahrerin steigt rücklings aus dem Führerhaus aus.
(Foto: freepik)
  • Beim Begehen der Arbeitsplätze Haltegriffe, Geländer, Laufstege, Stand- und Arbeitsflächen nutzen
  • Stolperfallen entfernen: Alle Flächen freihalten von Ausrüstungsgegenständen wie z. B. Schaufel oder Besen – diese erhöhen die Stolper- und Sturzgefahr!
  • Bei Außenarbeiten im Frontbereich wie Spiegeleinstellung und Reinigung der Frontscheibe: Am besten Reinigungshilfen mit Teleskopstange verwenden, um ein Abrutschen aufgrund meist kleiner Aufstiegshilfen zu vermeiden. Für die Spiegeleinstellung sollte eine der Körpergröße entsprechende, geeignete Aufstiegshilfe zum Einsatz kommen, die einen sicheren Stand ermöglicht (z. B. Podestleiter).

 

Beim Be- und Entladen:

  • bei der Manipulation von schweren, sperrigen Lasten: Hilfsmittel wie Tragegurt oder Hubwagen verwenden die Last zu zweit zu heben und zu tragen – beugt Sturzgefahr durch Stolpern sowie Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparats vor.
  • Auf ausreichende Helligkeit achten: Schlechte Sicht erhöht das Risiko zu stolpern oder von der Ladefläche zu stürzen. Bei nicht ausreichender Umgebungsbeleuchtung zusätzliche Arbeitsscheinwerfer am Fahrzeug aktivieren.
  • Auf richtige Sicherung der Ladung achten: nicht (ausreichend) gesichertes Ladegut kann sich beim Lösen des Sicherungsgurts in Richtung der entladenden Person bewegen. Kippende oder rutschende Ladungsteile können Verletzungen und Stürze verursachen. Auch bewegliche Teile wie Bordwände, Klappen oder Steckrungen müssen entsprechend gesichert werden.

 

Beim Auf- und Abplanen:

  • Bei Kipp- und Muldenfahrzeugen mit Rollplane: Systeme zum elektrischen Öffnen und Schließen des Verdecks verwenden; Die Bedienung vom Boden aus vermindert das Risiko eines Sturzes vom Stirnwandplateau.
LKW-Fahrerin überprüft seitliche Fixierung der LKW-Plane
(Foto: Freepik)

Beim Freiräumen/Enteisen des Daches:

  • Arbeitsmittel für ein sicheres Räumen des Dachs nutzen, z. B. fixe oder mobile Gerüste, die mit einem sicheren Aufstieg, einem rutschhemmenden Bodenbelag und einem Geländer ausgestaltet sind. Tipp: In Österreich finden sich auf den Hauptverkehrsrouten vor längeren Tunnels Abkehrgerüste der ASFINAG. Eine sichere Alternative für die Dachräumung stellen automatische Schneeräumungssysteme dar.
  • Falls die Dachräumung mittels Leiter erfolgen muss: Leiter vor der Verwendung überprüfen; defekte Leitern dürfen nicht benutzt werden! Die Leiter auf einem stabilen, ebenen, rutschfesten Untergrund in einem Winkel von 65 bis 75 Grad aufstellen, gegen Wegrutschen und Umkippen sichern (z. B. mit einem Leitergurt). Beim Besteigen der Leiter immer mit einer Hand festhalten, nicht auf die obersten drei Sprossen steigen und sich nicht zur Seite hinausneigen.

 

Nicht auf die Unterweisung vergessen!

Bei allen Arbeitsmitteln, die Sturz und Fall vom Lkw verhindern können, ist es wichtig, dass der:die Lenker:in Bescheid weiß, dass das Fahrzeug damit ausgestattet ist und wie man damit umgeht. Das gilt vor allem für neue Fahrzeuge und für Personen, die nicht regelmäßig mit einem Fahrzeug unterwegs sind. Informationen über Unfallrisiken – auch bei stehendem Lkw – und wie man sie verringern kann, bietet die AUVA bei Betriebsberatungen im Rahmen des aktuellen Präventionsschwerpunktes „Komm gut an!“.

Mit ihrem aktuellen Präventionsschwerpunkt „Komm gut an!“ hat sich die AUVA zum Ziel gesetzt, Bewusstsein für mehr Verkehrssicherheit im Kontext von Arbeit und Bildung zu schaffen. „Komm gut an!“ rückt die zahlreichen Aktivitäten der AUVA zum Thema Verkehrssicherheit ins Rampenlicht und richtet sich an Arbeitgeber:innen, Präventionsfachkräfte in Unternehmen, Arbeitnehmer:innen sowie an Personal in Bildungseinrichtungen. Alle Infos und Angebote finden Sie unter auva.at/komm-gut-an

Sie haben Fragen zum Thema? Das Präventionsteam der AUVA steht Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns unter sichereswissen@auva.at